Kapazitaet-Strommarkt-2024

Strommarkt 2024: Keine Beweise für Kapazitätsverknappung

Zu Beginn des Jahres 2024 führten Wetterextreme zu einer angespannten Versorgungslage auf dem europäischen Strommarkt. Eine anhaltende Phase mit wenig Wind und Sonne – die sogenannte Dunkelflaute – ließ die Börsenpreise auf über 900 Euro pro Megawattstunde steigen. Schnell stand der Verdacht im Raum, dass Kraftwerksbetreiber gezielt Kapazitäten aus dem Markt genommen haben könnten, um die Preise zu treiben.

Bundeskartellamt und Bundesnetzagentur untersuchen

Diese Vorwürfe nahmen das Bundeskartellamt und die Bundesnetzagentur ernst. Gemeinsam prüften sie die Einsatzplanung großer Stromversorger mit steuerbaren Anlagen. Ihr Ergebnis: Es gab keine Hinweise auf bewusstes Zurückhalten von Kapazitäten. Damit entlasten die Behörden die Energieunternehmen – zumindest aus juristischer Sicht.

Laut dem Präsidenten des Bundeskartellamts, Andreas Mundt waren „die hohen Preise in der Dunkelflaute […] also nicht das Ergebnis kartellrechtswidrigen Verhaltens.“

Preistreiber: Physikalische und systemische Faktoren

Die Ursachen für die starken Preisschwankungen lagen laut Bericht vor allem in physikalischen Engpässen: eine sehr niedrige Einspeisung aus erneuerbaren Quellen, gekoppelt mit hoher Nachfrage und der eingeschränkten Verfügbarkeit konventioneller Kraftwerke. Außerdem spielten grenzüberschreitende Netzengpässe eine Rolle. Das bestehende Marktdesign lässt in solchen Situationen hohe Preise zu – als wirtschaftliches Signal für Knappheit.

Strommarkt 2024 – Netz bleibt stabil trotz Belastung

Trotz extremer Preisbewegungen blieb die Stromversorgung in Deutschland zuverlässig. Reservekraftwerke sprangen ein, Übertragungsnetzbetreiber koordinierten das Lastmanagement. Die Dunkelflaute war somit kein Systemversagen, sondern ein Stresstest – mit bestandenem Ergebnis. Dennoch zeigt der Vorfall, wie nah Effizienz und Instabilität beieinanderliegen.

Regulatorische Konsequenzen

Obwohl kein Fehlverhalten festgestellt wurde, bringt der Vorfall neuen Schwung in die Debatte um das Strommarktdesign. Politik und Fachwelt diskutieren, wie Anreize für flexible Erzeugung, Speicherausbau und bessere europäische Kooperationen gestaltet werden können. Ziel ist ein System, das auch bei Engpässen bezahlbar, sicher und verlässlich bleibt.

Erneuerbare, Speicher und Steuerung im Zentrum

Mit dem steigenden Anteil wetterabhängiger Energiequellen wächst die Bedeutung intelligenter Backup-Systeme. Speichertechnologien, steuerbare Kapazitäten und digitale Steuerung müssen fester Bestandteil des künftigen Energiesystems werden. Nur so lässt sich die Energiewende auch unter Extrembedingungen absichern.

Ausblick: Markt funktioniert – strukturelle Anpassung nötig

Die Untersuchungen belegen: Der Markt wurde nicht manipuliert. Doch die Ereignisse zeigen, dass das bestehende Strommarktdesign nachgeschärft werden muss. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt für Reformen, die Flexibilität belohnen und die Versorgung auch in Ausnahmesituationen stabil halten.

Dazu gehört auch eine realistische Bewertung von Flexibilitätsoptionen: Speicherlösungen, Lastmanagement und grenzüberschreitende Kooperation müssen stärker integriert und wirtschaftlich gefördert werden. Nur ein intelligentes Zusammenspiel dieser Elemente kann künftig verhindern, dass extreme Wettersituationen zu kritischen Marktbelastungen führen. Die Energiezukunft braucht nicht nur mehr Kapazität – sie braucht ein System, das mit Unsicherheiten souverän umgehen kann.