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Erwartungen an EnWG-Novelle 2025: Tempo, Transparenz und Teilhabe

Kurz vor dem Abschluss der Gesetzesberatungen zur Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) fordern zentrale Akteure der Energiewirtschaft deutliche Nachbesserungen. Der Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE) mahnt insbesondere mehr Verbindlichkeit und Klarheit bei Netzanschlüssen sowie beim geplanten Energy Sharing an. Der Verband sieht darin zwei Schlüsselfaktoren für den Erfolg der Energiewende.

Netzanschlussverfahren weiterhin zu langsam und uneinheitlich

Der Netzzugang für neue Photovoltaik-, Wind- und Speicheranlagen bleibt eines der größten Hindernisse für den beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien. Projektträger kritisieren ein föderales Flickwerk aus Zuständigkeiten, intransparenten Netzkapazitätsinformationen und unterschiedlichsten technischen Anforderungen bei den Netzbetreibern.

„Ohne klare Regeln und standardisierte Prozesse werden wir die Ausbauziele nicht erreichen“, erklärte BEE-Geschäftsführer Wolfram Axthelm bei der öffentlichen Anhörung im Bundestag. Er fordert einheitliche technische Standards, digitale Schnittstellen sowie eine zentrale Plattform zur Darstellung verfügbarer Netzkapazitäten. Nur so könne Planungssicherheit geschaffen und der Investitionsstau aufgelöst werden.

Energy Sharing: Bürokratische Begrenzungen untergraben das Potenzial

Erwartungen an EnWG-Novelle 2025 – auch das im Entwurf verankerte Energy Sharing stößt auf Kritik. Das Modell, bei dem Bürger, Genossenschaften und kommunale Akteure lokal erzeugten Strom gemeinsam nutzen sollen, ist in seiner bisherigen Ausgestaltung stark eingeschränkt. Die vorgesehenen räumlichen Begrenzungen und komplexen Verwaltungsprozesse drohen laut BEE, die Wirkung dieses Instruments zu verpuffen.

Während der BEE Energy Sharing als Beteiligungsmodell mit großem gesellschaftlichem Potenzial sieht, warnt der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) vor zunehmender Bürokratie. Der BEE hingegen schlägt vor, die Definition gemeinsamer Verbrauchsorte deutlich zu erweitern – etwa auf Quartiere, Mehrfamilienhäuser oder ländliche Regionen. Nur mit größerer Flexibilität könne das Konzept in der Breite funktionieren.

Rahmenbedingungen für Investitionen und Innovationen schaffen

Aus Sicht des BEE geht es bei der EnWG-Novelle auch um die wirtschaftlichen Voraussetzungen für den Umbau des Energiesystems. Klare gesetzliche Vorgaben, verbindliche Fristen und digitalisierte Prozesse senken das Risiko für Investoren, beschleunigen die Amortisation und fördern die Vielfalt der Akteure.

Gerade kleinere Projektentwickler, Bürgerenergiegesellschaften und Kommunen profitieren von planbaren Genehmigungs- und Anschlussverfahren. Einheitliche Schnittstellen zwischen Behörden, Netzbetreibern und Projektpartnern könnten die Kommunikation effizienter gestalten und Genehmigungszeiten spürbar verkürzen.

Koordination auf föderaler Ebene entscheidend

Ein weiterer Schlüssel zum Erfolg der Novelle liegt in der Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Zwar schafft das EnWG die rechtlichen Grundlagen auf Bundesebene – die konkrete Umsetzung hängt jedoch maßgeblich von regionalen Zuständigkeiten und Kapazitäten ab. Der BEE fordert deshalb nicht nur eine klare Aufgabenverteilung, sondern auch gezielte Unterstützungsangebote für kommunale Verwaltungen und Netzbetreiber.

Gerade beim Energy Sharing müsse sichergestellt werden, dass Abrechnungsmodelle, Datenzugänge und Zuständigkeiten klar geregelt sind. Ohne praxisnahe Vorgaben könnte das Modell an der Realität scheitern. Axthelm betont: „Wir brauchen keine Symbolpolitik, sondern praxistaugliche Regeln für Beteiligung und Netzanschluss.“

Erwartungen an EnWG-Novelle 2025: Letzte Chance für zielführende Nachbesserungen

Trotz positiver Ansätze bleibt die EnWG-Novelle 2025 in entscheidenden Punkten zu vage. Die gesetzliche Verankerung von Energy Sharing und das Ziel, Netzanschlüsse zu erleichtern, sind zwar Schritte in die richtige Richtung – doch ohne präzise und praktikable Regelungen drohen die strukturellen Hürden bestehen zu bleiben. Branchenverbände wie der BEE warnen davor, eine bloße Umbenennung bestehender Probleme vorzunehmen, das löse keine Engpässe, sondern verschiebe sie lediglich in neue Paragraphen.

Damit der Wandel gelingt, braucht es mehr als gute Absichten. Es braucht klare Zuständigkeiten, verbindliche Fristen und rechtssichere Verfahren. Der BEE macht unmissverständlich deutlich und fordert weniger Kompromisse, dafür mehr Klartext. Denn wer die Energiewende wirklich beschleunigen will, muss Gesetzesrahmen schaffen, die nicht nur ambitioniert, sondern vor allem umsetzbar sind. Die EnWG-Novelle 2025 bietet die historische Gelegenheit, Barrieren abzubauen und Fortschritt zu ermöglichen, und sollte deshalb nicht ungenutzt bleiben.